DIE IDEE!

 

IM NOVEMBER 2009 FASSTEN WIR (ANNA UND CARSTEN) DEN ENTSCHLUSS, UNSERE GEWOHNTE UMGEBUNG, UNSERE WOHNUNG UND UNSERE JOBS AUFZUGEBEN, UM MIT DEM FAHRRAD FÜR 1-2 JAHRE DURCH DIE WELT ZU RADELN. DABEI HABEN WIR UNS MÖGLICHST WENIG FESTLEGT, WOHIN DIE REISE GEHEN SOLLTE. AUCH HATTEN WIR KEINEN FESTEN TERMIN, BIS WANN WIR ZURÜCK SEIN WOLLTEN. ALLEIN DIE EINFLÜSSE AUF UNSERER REISE BESTIMMTEN UNSEREN WEG.

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RADHaus Leipzig (sehr netter und kompetenter Laden)

 

 

 

TAGEBUCH: UNGARN + SLOWAKEI 10.05 - 23.05.2011

10.05.2011

-GYÖR/ H

 

STRECKE: 82 KM

HÖHENMETER: 118 M

WIND: 1

WETTER: SONNE, 22-28 GRAD

Reiseradler

Das Schöne an den Feldern ist, dass viele Wege hindurch führen. So können wir schön zwischen den großen Straßen nach Mosonmagyarovar eiern, wo wir auf den Donauradweg treffen. Die nächsten 2 bis 3 Tage wollen wir diesem noch folgen, bevor wir in die Slowakei abbiegen. Wir sind kaum 20 km auf diesem unterwegs, da versperren uns drei andere Reiseradler den Weg. Wir bleiben stehen und kommen ins Gespräch. Nach dem woher und wohin ist schnell klar, wir haben den selben Weg und auch das selbe Ziel für heute, so dass wir uns zusammen tun und gemeinsam zum Campingplatz in der Nähe von Györ radeln. So kommen wir zum ersten Mal auf unserer Tour in den Genuss mit anderen Reiseradlern zu reisen. Wir verstehen uns gut. Der Abend wird sehr gemütlich. Wir kochen und essen zusammen, trinken ein bisschen was und reden viel über unsere Erlebnisse. Der Zeltplatz ist ein herrliches Stück Wald ohne viel Schnickschnack. Am Morgen werden wir mit einem besonders schönen vielstimmigen Vogelkonzert geweckt.

11.05.2011

-KOMAROM/ H

 

STRECKE: 54 KM

HÖHENMETER: 175 M

WIND: R2

WETTER: SONNE, 22-30 GRAD

Zu Fünft

Der Abend ist doch etwas länger geworden als gedacht, so dass wir auch ein bisschen länger schlafen und in aller Ruhe gemeinsam frühstücken. Wir wollen auch die nächsten 2 Tage zusammen verbringen. Vincent und Sabine sind vor 2 Wochen in Österreich gestartet und wollen bis zur Mündung der Donau. Piet ist zufällig auch Leipziger, wohnt aber jetzt in Chemnitz und ist auf dem Weg nach Istanbul, um dann weiter nach Asien zu radeln. Wir merken, dass es passt zwischen uns und genießen die Gesellschaft. Der Donauradweg geht hin- und her über Radwege, kleine Straßen und Feldwege. Die Donau selbst bekommen wir aber auf diesem Stück nicht zu Gesicht. Macht aber nichts, das Radeln zu fünft macht einfach nur Laune und die Kilometer vergehen wie von ganz alleine. Als Ziel haben wir einen Zeltplatz mit Thermalbad in Komarom. Je näher wir diesem Ziel kommen, um so weniger ist uns nach Thermalbad. Die Temperaturen sind einfach nur sommerlich heiß. Eine kalte Dusche würde völlig reichen. Wir verzichten letztendlich auf das Bad und verbringen den Abend bei Nachtigallgesang, Wein, gemeinsamen Essen und langen Gesprächen bis in die Nacht hinein.

12.05.2011

-ESZTERGOM/ H

 

STRECKE: 89 KM

HÖHENMETER: 687 M

WIND: R1

WETTER: SONNE, 20-30 GRAD

Ungarisches Rom

Einen Tag haben wir noch gemeinsam. Wir versuchen uns schon gegenseitig zu überreden, die Route zu ändern, damit wir noch ein bisschen länger zusammen fahren können, aber unsere Ziele liegen einfach zu weit auseinander. Die Donau biegt nun bald nach Süden ab und wir wollen Richtung Norden, da ist es sehr schwer einen Kompromiss zu finden. Die Strecke ist heute etwas hügeliger, was uns aber einen schönen Blick von Weitem auf die Donau gewährt. Nebenbei können wir noch ein bisschen unsere Kräfte messen, wo wir gar nicht so schlecht abschneiden. Das 10monatige Training macht sich langsam bezahlt. Wir genießen den Tag. Am frühen Abend erreichen wir Estergom. Diese Stadt gilt als ungarisches Rom, da der ungarische Erzbischof hier schon seit Jahrhunderten seinen Sitz hat. Beim abendlichen Essen werfen wir alles zusammen, wodurch ein sehr vielfältiges Essen entsteht. Besonders Vincent erweist sich als echter Gourmet. Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen. Etwas traurig winken wir den Dreien hinterher. Es waren drei lustige Tage und eine echt schöne Erfahrung und wir sind gespannt wie die Reise der Drei weitergeht.

14.05.2011

-ZEMBEROVCE/ SK

 

STRECKE: 67 KM

HÖHENMETER: 651 M

WIND: R3

WETTER: BEWÖLKT, 20-25 GRAD

Menü 3,15 Euro

In Esztergom überqueren wir die Donau und sind damit schon in der Slowakei. Zuerst brauchen wir Slowakische Kronen. Der erstbeste Bankomat will uns aber beim besten Willen keine Kronen ausspucken, immer nur Euros. Hä? Wir brauchen doch keine Euros. Oder vielleicht doch? Wir schauen in einem Cafe auf die Getränkekarte. Dort werden die Preise in Euro angegeben. Ich frage zur Sicherheit noch einmal bei einem dort sitzenden Pärchen nach. "Klar, schon seid 2008." Ok. Dakujem. Wir radeln vergnügt los durch eine leicht hügelige Landschaft mit großen Flächen von Blumenwiesen und Weideland. In regelmäßigen Abständen kommen wir durch kleine Dörfer. Hier leben viele Sinti und Roma in zum Teil sehr heruntergekommenen Häusern. Die Kinder spielen buchstäblich im Dreck zwischen ein paar Hühnern und Hunden. Schüchterne Blicke begegnen uns. Wir grüßen. Ein Kopfnicken kommt zurück. Es ist schon Abend und wir brauchen eine Bleibe für die Nacht. Der nächste Zeltplatz ist noch ca. 70km entfernt. Wir haben uns innerlich darauf eingestellt unser Zelt einfach hinter ein paar Bäumen auf eine der schönen Wiesen zu stellen, da springt uns ein Schild mit "Menu: 3,15 Euro" entgegen. Wir folgen dem Wegweiser und kommen zu einer "Penzion". Wir fragen nach einem Zimmer. Alles ist sehr günstig und wir bleiben.

16.05.2011

-ZVOLEN/ SK

 

STRECKE: 70 KM

HÖHENMETER: 1038 M

WIND: G3

WETTER: SONNIG, 13-25 GRAD

Allein allein

Wir kaufen noch schnell im Potraviny des Dorfes Trinkwasser und machen uns auf in Richtung Zvolen. Dabei überqueren wir einen Teil des slowakischen Erzgebirges. Wir merken schon nach den ersten Kilometern, dass es heute wieder ein paar Höhenmeter mehr werden können. Beim Radeln fallen mir immer wieder ein paar slowakische Wörter ein, die ich irgendwo tief in meinem Gehirn abgespeichert habe und nun durch das Lesen auf Schildern oder Werbeplakaten wieder hervorgeholt werden. Ich werfe Carsten von hinten immer mal ein paar Wörter an den Kopf und bin bester Laune. Ich erwarte keine Reaktion. Es ist einfach schön wieder etwas Slowakisch zu sprechen. Carsten ist nicht gut drauf. Seine Laune und Motivation gehen gegen Null. An seiner körperlichen Verfassung kann es jedenfalls nicht liegen. Schon lange bin ich nicht mehr die Erste am Berg. Aber eigentlich gibt es nichts auszusetzen. Wir haben bestes Wetter, die Landschaft ist in meinen Augen schön und die kleinen Nebenstraßen kaum befahren. Auf dem Zeltplatz angekommen, sind wir wieder einmal die Einzigsten überhaupt. Etwas traurig darüber bauen wir unser Zelt auf und merken, dass wir uns über Gesellschaft freuen würden.

17.05.2011

-ROHOZNA/ SK

 

STRECKE: 76 KM

HÖHENMETER: 732 M

WIND: R2

WETTER: SONNIG, 14-28 GRAD

Bier für 0,80 Euro

Seit ein paar Tagen muckert mein Fahrrad wieder. Diesmal macht das Tretlager so langsam aber sicher Probleme. Wir halten Ausschau nach einem Fahrradladen. Der erste Laden konnte oder wollte uns nicht helfen. Heute aber kommen wir in einem Dorf an einem kleinen Radladen vorbei. Der Besitzer selbst kam mit Rennrad zur Arbeit. Schnell wechselt er das Tretlager. Nebenbei schauen wir uns in dem Laden um und bemerken zahlreiche Pokale. Er erzählt uns, dass er selbst an vielen Rennen in ganz Europa teilnimmt. Ein Profi also. Nicht schlecht. Zu einem sehr guten Preis bekommen wir noch zwei Ketten. Zügig radeln wir weiter, denn wir haben noch einige Kilometer vor uns. Wir hangeln uns links und rechts entlang an einer größeren Straße. Kommen dabei durch viele kleine Orte. Am Abend erreichen wir einen kleinen Zeltplatz, etwas abgelegen mitten in den Hügeln am Rande der niederen Tatra. Der Platz ist eine echte Überraschung und wird von einer holländischen Familie betrieben. Liebevoll gestaltet mit Bänken, Tischen, Hängematte und -sitzen, Feuerstelle und einer kleinen Küche, zwei Hunden, 3 Katzen, einigen Hühnern und Schafen. Die Betreiber sind äußerst zuvorkommend und engagiert. Einen kleinen Kühlschrank mit Getränken gibt es auch noch, das Bier für 0,80 Euro. Was will man mehr...

18.05.2011

-ROHOZNA/ SK

 

STRECKE: 0 KM

 

Bei den Schäfern

Gestern kam noch ein älteres Paar mit einem monströsen Jeep an. Wir kommen schnell ins Gespräch. Die Zwei sind aus Südafrika und sind letztes Jahr mit eben diesem Jeep einmal von Süd- nach Nordafrika gefahren. Dieses Jahr wollen sie zum Nordkap. Wir verstehen uns gut. Am Lagerfeuer sitzen wir Abends zusammen. Monika, die Besitzerin des Zeltplatzes hat die richtige Idee für den nächsten Tag. Zusammen laufen wir in die Hügel hinter dem Zeltplatz und besuchen ein paar einheimische Schäfer. Wir dürfen beobachten, wie die Schafe gemolken werden und wie sofort nach dem Melken die Verarbeitung zu Käse beginnt. Währenddessen bekommen wir schon mal halbfertige und fertige Kostproben. Die Spezialität ist ein geräucherter Schafskäse. Sehr lecker. Wir nehmen auch gleich noch ein Stück mit. Am Abend unterhalten wir uns lange mit Marianne und Johan über unsere Reise und das Leben in Afrika. Weil der Platz so schön ist, bleiben wir auch morgen hier. Der Platz strahlt ein Ruhe und Friedlichkeit aus, die einem nur gut tut.

20.05.2011

-DEDINKY/ SK

 

STRECKE: 76 KM

HÖHENMETER: 916 M

WIND: 0

WETTER: BEWÖLKT, 13-18 GRAD

Niedere Tatra

Carsten möchte am liebsten noch bleiben. "Es ist doch so schön hier." Ja, mir gefällt es auch aber Skandinavien kommt deshalb nicht von allein zu uns. Nach einem herzlichen Abschied schwingen wir uns auf die Räder. Wir fahren entlang der niederen Tatra mit ihren bewaldeten Bergen und steigen sehr langsam auf 1000m. Kurz vor Stratena fahren wir an der berühmten Eishöhle vorbei, die leider schon geschlossen hat. Unser heutiges Ziel ist das Slowakische Paradies. Auf der Wiese hinter einem Hotel dürfen wir unser Zelt aufschlagen. Außer dem Hotel gibt es noch ein paar hübsche Holzhäuser, die noch den Charme sozialistischer Feriendörfer haben. Wir haben es irgendwie verpasst einkaufen zu gehen und so legen wir alle Reste in die Mitte und zaubern noch was Schönes draus.

21.05.2011

-LEVOCA/ SK

 

STRECKE: 55 KM

HÖHENMETER: 690 M

WETTER: REGEN, 11-25 GRAD

Slowakisches Paradies

Die Wärme lässt uns am Morgen aus dem Zelt flüchten. Es ist 7 Uhr. Ich fahre schnell in den Ort zum Potraviny und kaufe ein paar Rosky fürs Frühstück. Diese kleinen Läden, die es in jedem noch so kleinen Ort gibt, erinnern mich sehr an meine jüngste Kindheit in der DDR. Wir beobachten während des Frühstücks, wie kleine weiße Wolken innerhalb kürzester Zeit zu großen Gewitterwolken anwachsen. Als wir die kleine Straße finden, die direkt durch das Slowakische Paradies führt, grummelt und donnert es gewaltig und keine 500 Meter später stehen wir im Regen. Wir warten am Straßenrand mitten im Wald den größten Teil ab. Als der Regen schwächer wird, schwingen wir uns wieder aufs Rad. Es donnert und blitzt während der gesamten Fahrt durchs Paradies. Außer sehr schönem Wald bekommen wir zwar nichts paradiesisches zu sehen, auch die Karstfelsen können wir nur erahnen, aber Dank des Wetters hat das Ganze eine besondere Atmosphäre. Kaum sind wir raus, hört es auf zu regnen und zu donnern und wir können von Weitem die steil aufragenden Berge der hohen Tatra sehen. Kurz hinter Levoca steuern wir auf den letzten uns bekannten Campingplatz in der Slowakei zu. Unser Zelt brauche wir gar nicht aufbauen. Wir bekommen zum selben Preis eine kleine Hütte angeboten. Kaum größer als unser Zelt aber mit den notwendigen Dingen ausgestattet.

23.05.2011

-BARDEJOV/ SK

 

STRECKE: 113 KM

HÖHENMETER: 1147 M

WIND: 3

WETTER: REGEN, SONNE, 17-28 GRAD

Tuchmacherstadt

Heute wird es ein langer Tag. Ziel ist eine alte Tuchmacherstadt, die einen der schönsten mittelalterlichen Stadtkerne der Slowakei haben soll. Ein letztes Mal kurbeln wir uns die ersten 20km auf 900m hinauf. Wir fahren auf einer kleinen schönen Waldstraße. Hier hat die Slowakei noch jede Menge gesunde Mischwälder. Bei der Abfahrt platscht etwas großes Nasses auf meinen Arm. Erst dachte ich, es wäre ein Vogelschiss. Aber es war ein Regentropfen. Wir schauen hinter uns und eine dunkle graublaue Wolkenwand nähert sich bedrohlich. Wir flüchten uns in die Abfahrt in der Hoffnung, damit dem Gewitter zu entkommen. Gewaltiges Donnern und Blitze verfolgen uns, aber wir sind schnell genug. Wir fühlen uns wie die Beute auf der Flucht. Wir fahren durch kleine Orte in denen noch einzelne Häuser mit der typisch slawischen Bauweise stehen. Immer mal sehen wir Menschen, die ein Stück Land mit Hake und eigener Körperkraft bearbeiten. Die Dörfer sind voller Leben. Jung und Alt lebt hier zusammen. Manche älteren Frauen tragen Kopftuch und diesen typischen kniehohen Rock. Während unserer Mittagspause beobachten wir, wie im Bach des Dorfes die Wäsche ausgewaschen wird, die vorher im Seifenwasser lag. Die Pause verbringen wir schön überdacht auf einer Bank ohne einen Tropfen Regen. Kaum machen wir uns für die Weiterfahrt bereit, fängt es an. Vor uns sehen wir blauen Himmel. Also dann mal los. Der Regen kann ja nicht lange dauern. Die Regenklamotten lassen wir gleich ganz optimistisch in den Taschen. Nach 20 min sind wir klitschnass. Prima, der Plan hat ja richtig gut funktioniert. Wenig später ist es vorbei und die Sonne scheint wieder. Mit Rückenwind und Sonnenschein geht es 30 km locker dahin, bevor wir die Richtung wieder ändern und der Wind von vorne kommt. Auf den letzten 40 km geht es wieder bergauf und -ab bei sommerlicher Hitze. Jetzt wäre eine Abkühlung gar nicht schlecht. Wir hätten nichts gegen eine frühere Übernachtungsmöglichkeit. Wir fragen 3 Mal nach bei ausgeschilderten Pensionen und bekommen 3 Mal zu hören „Nein“ Übernachtung nicht möglich aus diesen und jenen Gründen. So erreichen wir doch noch unser Ziel, die Stadt Bardejov (Bartfeld), wo wir auch bald etwas finden. Die Kraft reicht gerade noch um etwas zu Essen, dann fallen wir völlig fertig ins Bett.

 

 

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