DIE IDEE!

 

IM NOVEMBER 2009 FASSTEN WIR (ANNA UND CARSTEN) DEN ENTSCHLUSS, UNSERE GEWOHNTE UMGEBUNG, UNSERE WOHNUNG UND UNSERE JOBS AUFZUGEBEN, UM MIT DEM FAHRRAD FÜR 1-2 JAHRE DURCH DIE WELT ZU RADELN. DABEI HABEN WIR UNS MÖGLICHST WENIG FESTLEGT, WOHIN DIE REISE GEHEN SOLLTE. AUCH HATTEN WIR KEINEN FESTEN TERMIN, BIS WANN WIR ZURÜCK SEIN WOLLTEN. ALLEIN DIE EINFLÜSSE AUF UNSERER REISE BESTIMMTEN UNSEREN WEG.

Hier geht es zu unserem Gästebuch

Unterstützt von:

 

RADHaus Leipzig (sehr netter und kompetenter Laden)

 

 

 

TAGEBUCH: FRANKREICH 10.10 - 06.11.2010

10.10.2010

-CLÉDER/ F

 

STRECKE: 41 KM

ZEIT: 3:10 H

Ø: 13,02 KM/H

HÖHENMETER: 381 M

WIND: 2

WETTER: SONNE, 16-22 GRAD

 

Wildes Zelten auf einem Campingplatz

Als wir die Fähre verlassen, ist es noch dunkel. Im Morgengrauen erreichen wir wenig später den kleinen Ort St-Pol-de-Léon und frühstücken erstmal in einer kleinen Boulangerie. Unser Ziel gleich einen nahgelegenen Campingplatz zu finden, weil unser Körper wieder mal Erholung braucht nach den letzten anstrengenden Tagen, gestaltet sich doch ein wenig schwierig. Nach dem dritten Anlauf bleiben wir einfach auf einem schönen Platz direkt am Meer, obwohl wir uns nicht sicher sind, ob der Platz noch offen ist. Am nächsten Tag werden wir entdeckt und uns wird von 2 aufgebrachten Typen klar gemacht, dass der Platz schon zu ist und wir doch bitte gehen sollen. Da es aber schon 18.00 Uhr ist haben wir wenig Lust noch mal umzuziehen. Wir bequatschen die beiden bis sie uns doch noch eine Nacht dulden. Ein wenig Geld müssen wir auch noch zahlen aber das ist uns recht.

12.10.2010

-LOCRONAN/ F

 

STRECKE: 102 KM

ZEIT: 6:25 H

Ø: 15,9 KM/H

HÖHENMETER: 1288 M

WIND: R 2

WETTER: SONNE PUR, 18-25 GRAD

 

Doch nicht flach

Am Morgen starten wir schon recht zeitig und verlassen die Küste, um durch das Inland nach Süden zu rollen. Nach den ersten 30 Kilometern sind wir noch optimistisch unser Ziel relativ locker zu erreichen. Bestes Wetter, leichter Rückenwind und eine nicht allzu hügelige Landschaft verleitet uns zu dieser Annahme. Nach 50 km  merken wir schon, dass aus dem „Locker-Easy“ wohl wieder mal nichts wird. Die Strecke sieht zwar flacher aus und die Anstiege sind auch nicht so steil, aber letztendlich geht es doch permanent Rauf und Runter, erst unmerklich dann doch wieder sehr merklich, weil sich der Parc Regional d´Armorique sich in unseren Weg schiebt mit Hügeln bis zu 384 Metern. Wenigstens werden wir über eine eigentlich wegen Bauarbeiten geschlossene Brücke gelassen (die französischen Schilder die darauf hinwiesen, hatten wir wohl übersehen oder nicht verstanden), was sonst noch mal 20 km Umweg bedeutet hätte. Als wir am Abend ankommen, sind wir wieder mal fix und fertig und quartieren uns gleich für 3 Nächte ein.

15.10.2010

-BAYE/ F

 

STRECKE: 71 KM

ZEIT: 4:27 H

Ø: 15,91 KM/H

HÖHENMETER: 689 M

WIND: 2

WETTER: SONNE, 13-20 GRAD

Creperie´s

Die ersten 15 km rollen wir fast nur bergab nach Quimper. Quimper überrascht uns mit einer sehr schönen Altstadt, vielen farbigen und gut erhaltenen Fachwerkhäusern und kleinen Gassen. Die Dichte der Creperien ist sehr beeindruckend, fast jedes zweite Haus bietet eine.  Danach geht es vorbei an vielen Gewerbegebieten auf der D 765 mit viel Verkehr. Zum Glück sind die Franzosen sehr viel rücksichtsvollere Autofahrer, als es die Iren  zuletzt waren. Hier merkt man schon, dass das Radfahren doch eine andere Bedeutung hat. Vor allem  sieht man viele Rennradfahrer und ganze Teams, die hier trainieren und uns meistens sehr freundlich Grüßen. Ein Hoch auf den Radsport.

16.10.2010

-MEUCON/ F

 

STRECKE: 88 KM

ZEIT: 5:47 H

Ø: 15,26 KM/H

HÖHENMETER: 949 M

WIND: 2

WETTER: SONNE, 13-22 GRAD

„Sachsen- Anhalt“

Quimperle ist leider nicht so schön wie Quimper. Auch sonst hätten wir uns die Bretagne etwas idyllischer vorgestellt. Die ersten 250 km waren geprägt von vielen landwirtschaftlichen Betrieben mit zahlreichen Feldern und kleinen Orten mit großen Kirchen. Abgesehen von einigen mittelalterlich geprägten Stadtkernen, sind die meisten Häuser eher sehr schlicht und schon etwas in die Jahre gekommen. Zugegeben die Bretagne ist auch vor allem wegen ihrer schönen Küste bekannt, von der wir bisher nur wenig sehen konnten. Die Küste abzuradeln ist uns zu mühsam, da es kaum Strassen gibt, die direkt an der Küste entlang laufen und man meistens nur die Küste zu sehen bekommt, wenn man eine Stichstrasse oder Sackgasse hineinfährt. Das Inland erinnert doch sehr an Mitteldeutschland. An einigen Stellen hätte ich schwören können, wir sind wieder in Sachsen- Anhalt. Nur das auf den Feldern zum Teil anderes Gemüse wächst.

17.10.2010

-LA TURBALLE/ F

 

STRECKE: 83 KM

ZEIT: 5:08 H

Ø: 16,17 KM/H

HÖHENMETER: 841 M

WIND: 1

WETTER: SONNE, 9-20 GRAD

 

Einladung

Das Bild der Bretagne hat sich inzwischen ein wenig verändert. Die Häuser sind doch deutlich uriger und schöner geworden, viele sind aus Naturstein gebaut. Die Felder werden durch ein paar Wiesen, kleine Wälder und Seen abgelöst. Viele der kleinen Straßen, auf denen wir fahren, sind mit großen Eichen eingesäumt. Unser Ziel lag heute wieder mal am Meer. Der erste Platz, den wir ansteuerten, nimmt keine Zelte auf und so fahren wir weiter. Beim zweiten Anlauf klappt es. La Turballe ist ein schöner kleiner Küstenort mit Hafen, Strandpromenade und vielen kleinen Cafe´s. Unser Platz liegt direkt am Meer. Mit uns zusammen checkt noch 1 Paar aus Niedersachsen ein, die mit Caravan und Rad unterwegs sind. Wir kommen schnell ins Gespräch. Die 2 stellen sich als wahrer Segen für uns heraus. Wir werden zum Abendessen eingeladen und genießen seit langem mal wieder ein Essen in  Gesellschaft der Beiden und einer Schweizerin, die mit ihnen zusammen reist. Wir lassen uns leicht überreden von Angelika, Ester und Petro noch eine Nacht zu bleiben. Am nächsten Tag werden wir sehr verwöhnt mit Frühstück, Kaffee und einem Festmahl zum Abendessen. Wir lassen den Abend ausklingen bei einem Glas Wein und einigen Bildern über unsere Reise. Vielen vielen Dank für die schöne Zeit.    

19.10.2010

-PORNIC/ F

 

STRECKE: 72 KM

ZEIT: 4:13 H

Ø: 17,13 KM/H

HÖHENMETER: 437 M

WIND: R1

WETTER: SONNE, 15-20 GRAD

Ausgestorben

Die ersten 30 km sind die Leichtesten seit Langem. Wir rollen mit leichtem Rückenwind eben dahin. Erst als wir die Brücke über die Loire erreichen, geht es auf der Brücke 60 Meter nach oben, was auch unser höchster Punkt für heute sein soll. Unser Weg ist heute gepflastert von modernen Betonbauten und Villen entlang der Küste. Nach der Brücke wird es sehr ruhig. Es sind zwar nach wie vor viele Villen, Appartments und Häuser an unserem Weg aber alles ist wie ausgestorben. Kein Mensch ist zu sehen, keine Autos fahren herum und die meisten Fensterläden sind geschlossen. Das keine Autos fahren, kann auch daran liegen, dass in Frankreich gerade die Raffinerien bestreikt werden und den Tankstellen langsam der Sprit ausgeht aber wie auch immer, wir sind über diesen Zustand nicht traurig und genießen die Ruhe auf den Straßen.  

20.10.2010

-LA FAVERIE/ F

 

STRECKE: 78 KM

ZEIT: 4:02 H

Ø: 19,4 KM/H

HÖHENMETER: 314 M

WIND: R2

WETTER: SONNE, 11-18 GRAD

Im Rausch der Geschwindigkeit

Der Fahrradcomputer zeigte heute auf den ersten 50 km Höhe 0 und Steigung 0. Ein schöner Anblick dazu gab es die meiste Zeit einen leichten Rückenwind. Mit Geschwindigkeiten oft über 25 km/h fuhren wir dahin durch eine sehr flache Landschaft mit vielen kleinen Kanälen, die zur Bewässerung der Wiesen und Felder dienen oder teilweise auch zur Salzgewinnung. Bis fast zum Schluss der Tagestour hatten wir einen Durchschnitt von knapp über 20 km/h. Nur ein paar Hügel auf den letzten Kilometern verhinderten, dass der Schnitt über dieser Schallgrenze blieb ;-). Freundlicherweise durften wir heute auf einem Campingplatz übernachten, der zwar schon geschlossen war, aber da die Betreiber noch einiges dort zu tun hatten, durften wir bleiben. Am Tage sind die Temperaturen meistens noch sehr angenehm, nur am Abend und in der Nacht kann es empfindlich kalt werden. So stürzte heute die Temperatur am Abend regelrecht ab und fiel in der Nacht bis auf 2-3 Grad Celsius. Entsprechend schwer fiel es uns, am nächsten Morgen den Schlafsack zu verlassen, in dem es zum Glück immer noch sehr angenehm warm ist.    

21.10.2010

-LE GIVRE/ F

 

STRECKE: 53 KM

ZEIT: 3:14 H

Ø: 16,27 KM/H

HÖHENMETER: 422 M

WIND: 1

WETTER: SONNE, 9-15 GRAD

Camping La Grisse

Frankreich hat eine unglaubliche Campingplatzdichte. 11000 Plätze soll es geben. Aller paar Kilometer sieht man Wegweiser, die zum Nächsten führen. Soweit so gut aber leider schließen ca. 10900 Ende September. Der Rest hat so halb offen oder ist doch zu, auch wenn es im Guide oder von der Tourist Information hieß, der Platz sollte noch offen haben. Wir sind nicht wirklich scharf aufs Wildcampen, da wir den Komfort einer heißen Dusche (besonders bei diesen kalten Temperaturen) und einer Toilette doch sehr zu schätzen wissen. Einen offenen Platz zu finden, gestaltet sich aber leider immer schwerer. Da bekommt man, falls man überhaupt jemanden antrifft, zu hören „wir haben nur noch für Caravane geöffnet“ (weil, die brauchen ja nur Wasser und Strom und keine Toiletten) oder „Camping Fermé (Camping geschlossen)“. So hatten wir uns heute wieder darauf eingestellt, länger zu suchen. Als wir auf dem Platz ankommen, den wir uns aus dem ACSi Führer rausgesucht hatten, werden wir aber äußerst positiv überrascht. Sofort werden wir freundlich empfangen und das auch noch auf Englisch. Der Mann erklärt uns auch gleich was es alles in der Umgebung zu sehen gibt und welche Gebiete wir unbedingt besuchen sollten. Normalerweise findet man an der Rezeption nur noch eine Telefonnummer. Der Platz bietet alles was wir uns wünschen und das für 10,- Euro die Nacht. Ein hübsches Stück Wiese mit vielen Bäumen drum herum, eine temperierbare heiße Dusche, die im Preis inbegriffen ist und Wlan gibt es ebenfalls noch gratis oben drauf. Sogar eine richtige Waschmaschine ist vorhanden, die länger als 10 min wäscht. Damit bekommt der Platz die Auszeichnung „Sehr schöner Platz mit dem besten Preis-/ Leistungsverhältnis“ und der Platz hat das ganze Jahr offen! und das obwohl es sich wahrscheinlich nicht wirklich lohnt. Im Moment sind wir die einzigen Gäste.  

23.10.2010

-LA ROCHELLE/ F

 

STRECKE: 67 KM

ZEIT: 4:10 H

Ø: 16,14 KM/H

HÖHENMETER: 243 M

WIND: R4, G4

WETTER: REGEN, 12-18 GRAD

 

La Rochelle

Der Morgen begann sehr kalt. Gegen 10.30 Uhr setzte ein leichter Süd- West Wind ein, der auch eine warme Brise mit sich brachte. Innerhalb von nur 30 Minuten stieg die Temperatur von 5 Grad auf 15 Grad. Auf den ersten 30 km ging es nach Osten, so dass der Wind von hinten schieben konnte. Dann hörte der Spaß leider auf. Unsere Richtung änderte sich nach Süden und der Wind hatte kräftige Regenwolken mitgebracht. Die nächsten 30 km kämpften wir uns nach La Rochelle mit viel Regen und einem kräftigen Gegenwind.  Unter diesen Bedingungen hatten wir wenig Lust uns die Stadt genauer anzuschauen und nahmen nur ein paar Randeindrücke mit. In einer nahe gelegen Jugendherberge suchten wir Unterschlupf, wo Anna all ihre Sachen erst mal zum Trocknen auslegen musste. Als wir in ihre Ortliebtaschen Wasser reinfüllten, um heraus zu finden, wo sich die undichten Stellen befanden, machten die Taschen eher den Eindruck eines Siebes. Von wasserdicht kann hier keine Rede mehr sein.  

24.10.2010

-FOURAS/ F

 

STRECKE: 31 KM

ZEIT: 2:02 H

Ø: 15,34 KM/H

HÖHENMETER: 59 M

WIND: R2

WETTER: REGEN/ SONNE, 12-22 GRAD

Beschaulich und ruhig

Der Wetterbericht sagte voraus, dass es gegen Mittag aufhören sollte zu regnen. Entsprechend viel Zeit ließen wir uns am Morgen. Pünktlich gegen 12.00 Uhr hörte es auf. Der Regen zog langsam nach Süden ab. So langsam, dass wir mit dem  Rad immer wieder Pausen machen mussten, um den Regen nicht wieder einzuholen, da unser Weg auch nach Süden ging. Gegen Nachmittag rollten wir aber bereits wieder im Sonnenschein. Die Landschaft ist weiterhin sehr beschaulich und ruhig. Es gibt kaum Autoverkehr jenseits der großen Straßen und Städte. Die Gegend ist vorwiegend flach. Wir fuhren durch kleine Orte entlang an Feldern und Wiesen mit vielen kleinen Kanälen am Straßenrand. An der Küste gibt es viele schöne Sandstrände ohne Wasser (wir sehen die Küste meistens bei Ebbe). Am Abend werden wir sehr freundlich von einigen Franzosen empfangen. Anna schaffte es auch irgendwie sich mit den Franzosen zu verständigen und über unsere Tour zu erzählen. Erstaunt und begeistert wurden wir herzlich willkommen geheißen und dann auch noch mit diversen Dingen beschenkt, wie Kuchen, Schokolade, Nüssen und Obst.

25.10.2010

-L´AMÉLIE/ F

 

STRECKE: 100 KM

ZEIT: 5:39 H

Ø: 17,68 KM/H

HÖHENMETER: 500 M

WIND: R2

WETTER: SONNE, 8-20 GRAD

Reiseschutz

Wir sind heute Abend erst nach Sonnenuntergang, der wiedermal wunderschön war, angekommen und bauten das Zelt im Dunkeln auf. Nach einer relativ kurzen Suche einen offen Zeltplatz zu finden, sind wir bei Amelie direkt am Meer gestrandet. Der dortige Platz war geöffnet, das erkennt man an den offenen sanitären Anlagen und dem fehlenden Schild „Camping fermé“. Ansonsten waren wir so schien es, die einzigen Menschenseelen weit und breit. 100 km Tagestour steckten in unseren Beinen. Etwas Rückenwind und eine relativ ebene Strecke verhalfen uns zu dieser beachtlichen km- Zahl obwohl wir am Morgen recht spät gegen 11.00 Uhr starteten und noch ein zeitraubender Einkauf im Hyper-Super-Intermarché dazwischen geschoben werden musste. Am Morgen bekamen wir noch von Madame Claude, die wir am Tag zuvor auf dem Zeltplatz kennenlernten und die uns trotz Sprachbarriere sehr sympathisch fand, einen kleinen Kettenanhänger aus dem Pilgerort Lourdes geschenkt. Dieser soll uns auf unserer weiteren Reise beschützen. Solche herzlichen Gesten bedeuten uns sehr viel und geben uns Kraft für unsere weitere Fahrt.

27.10.2010

-MAUBUISSON/ F

 

STRECKE: 64 KM

ZEIT: 4:04 H

Ø: 15,73 KM/H

HÖHENMETER: 241 M

WIND: G1

WETTER: SONNE, 13-20 GRAD

Kurische Nehrung

Wir frühstücken gerade gemütlich im Zelt, weil die Nacht mal wieder sehr kalt war, als wir draußen ein Rascheln hören. Vorsichtig schaue ich aus dem Zelt und sehe, wie mich ein großer schwarzer Hund anschaut. Er freut sich sehr uns gefunden zu haben (so viele sind ja nicht hier) und umkreist unser Zelt auf der Suche nach einem Eingang. Wir können ihn nicht vertreiben mit Klatschen und Topfgeklapper von Innen. Im  Gegenteil der Gute versteht das ganze als Einladung und wirft sich auf unser Zelt, weil er keinen Eingang findet. Da dies auch nicht funktioniert, legt er sich davor und wartet geduldig, bis einer von uns herauskommt. Für die nächste Stunde haben wir einen neuen Freund, der uns brav überall hinfolgt und freudig an uns hoch springt. Anna gefällt das ganz und gar nicht und ich muss sie beruhigen, er will ja nur spielen. Nach dieser kleinen Aufregung am Morgen folgt ein wunderbarer Tag. Wir fühlen uns wie letztes Jahr auf der Kurischen Nehrung und die Ähnlichkeiten sind schon verblüffend. Endlos scheinende Sandstrände mit riesigen Dünen und Dünenlandschaften mit kilometerlangen Kiefernwäldern. Teilweise kommt man sich vor, wie in der Wüste, wenn links und rechts nur diese großen Sandberge zu sehen sind.   

28.10.2010

-ARÉS/ F

 

STRECKE: 54 KM

ZEIT: 3:34 H

Ø: 15,08 KM/H

HÖHENMETER: 364 M

WIND: 1

WETTER: SONNE, 13-25 GRAD

Ein erstes Bad im Atlantik

Unser Weg führte heute weiter durch große Kiefernwälder und Dünenlandschaften. Die Dünen haben hier schon eine Höhe von 30 bis 50 Metern. Die Küstenlinie ist absolut gerade, so dass der Strand bis zum Horizont zu sehen ist und den Eindruck vermittelt, wirklich endlos zu sein. In der Nähe der wenigen kleine Orte sieht man einige Surfer und Menschen, die spazieren gehen. Zwischen den touristisch aufbereiteten Orten hat man die Landschaft für sich allein. Gegen Nachmittag stoßen wir wieder mal zum Strand. Die Temperatur hat inzwischen deutlich über 20 Grad erreicht. Kein Mensch weit und breit, kaum Wind und große Wellen machten den Moment perfekt für ein erstes Bad an diesem Traumstrand (ca. 150 m zw.Dünen und Wasser) im Atlantik, der auch eine erstaunlich angenehme Wassertemperatur aufwies. Dem Golfstrom sein Dank. Für Radfahrer wurde auch extra ein toller Radweg angelegt, der sich oft abseits der Straßen durch diese wunderbare Küstenlandschaft schlängelt mal mehr und mal weniger weit vom Strand entfernt.

29.10.2010

-GASTES/ F

 

STRECKE: 110 KM

ZEIT: 6:25 H

Ø: 17,11 KM/H

HÖHENMETER: 324 M

WIND: 1

WETTER: BEWÖLKT, 13-21 GRAD

Nur einmal falsch abgebogen

Auf den ersten Kilometern fahren wir doch durch erstaunlich viele Orte und sehen seit längerem Mal wieder mehr als 10 Menschen auf einem Fleck. Das ist fast ein kleiner Kulturschock ;-) nach den Tagen der Einsamkeit. Noch mehr Menschen sehen wir dann schon von Weitem auf und an der La Dune de Pyla, die größte Sanddüne Europas mit ca. 117 Metern Höhe. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie solche Superlative die Menschen in Scharen anlocken. Wir lassen es uns natürlich auch nicht nehmen und laufen einmal hoch und genießen die Aussicht von diesem übergroßen Sandhaufen. Bis hierhin lief noch alles nach Plan, dann führte ein verpasster Abzweig von einem zum anderen. Bevor wir merkten, dass es keinen späteren Abzweig gibt, waren wir schon lange vorbei und zurückfahren, laut Carsten: „Ne, das geht ja gar nicht“. So entschieden wir uns für den Zeltplatz, den wir eigentlich erst am nächsten Tag ansteuern wollten, in der Hoffnung relativ direkt hinfahren zu können. Aber auch das funktionierte leider nicht mangels direkter Straßenverbindungen. So mussten wir einen weiteren Umweg, um einen See in Kauf nehmen, verfuhren uns blöderweise in einer Wohnsiedlung und hinzu kam noch etwas später ein beständiger Regen. Erst gegen 21.00 Uhr und 110 km erreichten wir den Zeltplatz, der zum Glück offen und beleuchtet war.      

01.11.2010

-MOLIETS-ET-MAA/ F

 

STRECKE: 83 KM

ZEIT: 5:04 H

Ø: 16,29 KM/H

HÖHENMETER: 409 M

WIND: R2

WETTER: SONNIG/ BEWÖLKT, 14-23 GRAD

Ein Traum von Radfahren

Noch einmal dürfen wir auf einem gut asphaltierten kleinen Radweg abseits der Straßen durch kilometerlange Kiefernwälder immer in der Nähe der Küste entlang radeln. Das Rauschen der Brandung können wir die ganze Zeit hören. Wenn wir an die Küste kommen, bietet sich jedes Mal ein grandioser Anblick des Meeres, welches stark aufgewühlt ist und mit riesigen Wellen auf den Strand schlägt. Auf unserem Campingplatz, der gerade noch 2 Tage offen hat, lernen wir Marion und Horst aus Bremen kennen. Die zwei kommen wie gerufen. Erst retten sie uns das Frühstück, in dem sie uns mit einer Milch aushelfen, dann nehmen sie Anna mit zum Einkaufen, weil in der Nähe wieder mal nichts mehr offen hat. Am zweiten Abend werden wir auch noch von den beiden zum Wein trinken eingeladen. Da sagen wir doch nicht nein. Insgesamt leeren wir 2 Flaschen und einen Anisschnaps. Als wir den liebevoll restaurierten Oldi- Wohnanhänger relativ spät wieder verlassen, geht es uns richtig gut ;-).           

03.11.2010

-ITXASSOU/ F

 

STRECKE: 87 KM

ZEIT: 5:15 H

Ø: 16,53 KM/H

HÖHENMETER: 441 M

WIND: R2

WETTER: SONNIG/ BEWÖLKT, 15-23 GRAD

Aufwiedersehen Atlantik

Die ersten Kilometer sind noch wie gewohnt sehr schön, dann nähern wir uns wieder einem größeren Ballungszentrum mit den gewohnten Nebenwirkungen wie Industriegebiete und viel Verkehr. Kurz vor Bayonne machen wir einen letzten Abstecher zum Meer und können in der Ferne zum ersten Mal die Pyrenäen erblicken. Ein erhebender Moment. Damit haben wir ein weiteres Land durchquert, was am  Anfang noch so groß aussah. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis Spanien. Wir verlassen die Küste in der Hoffnung, dass wir den Atlantik in Westspanien oder spätestens in Portugal wiedersehen und fahren Richtung Saint-Jean-Pied-de-Port, um dort unseren Pilgerausweis abzuholen und in den nächsten Wochen den Jakobsweg unter die Räder zu nehmen.        

05.11.2010

-SAINT JEAN PIED DE PORT/ F

 

STRECKE: 34 KM

ZEIT: 2:48 H

Ø: 12,22 KM/H

HÖHENMETER: 673 M

WIND: 0

WETTER: BEWÖLKT, 17-22 GRAD

Es geht wieder bergauf...

Der Tag begann angenehm warm. Die Berge hingen noch im Dunst. Nach 3 km bogen wir ab von der viel befahrenen Hauptstrasse und wurden sehr angenehm überrascht von einem wunderschönen Tal mit einer sich an einem Fluß entlang schlängelnden kleinen Straße. Die Bäume am Rand und auf den Berghängen hatten ihre schönste Herbstfärbung angelegt. So ging es 10 km dahin mit leichtem Auf und Ab. Dann hätten wir vielleicht wieder auf die größere Straße abbiegen sollen. Unsere kleine Straße schwang sich mit einem Mal von 50 Meter auf 350 Meter mit Steigungen von 10-18%, da merkt man doch schnell, dass man wieder in den Bergen ist ;-). Die restliche Strecke fuhr sich dann aber wieder sehr angenehm mit nur leichten Steigungen. In Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen, standen wir einen Moment lang unschlüssig auf der Straße, wo wir jetzt am besten nach dem Pilgerbüro suchen sollten. Ein nahe gelegener kleiner Laden half uns dann aber schnell weiter. 30 min später waren wir stolze Besitzer eines Pilgerpasses und bezogen sogleich unsere erste Pilgerunterkunft. Madam Jeanett empfing uns sehr freundlich. Gegen Abend hatte sich unser Zimmer mit 8 Doppelstockbetten komplett gefüllt.

06.11.2010

-PAMPLONA/ S

 

STRECKE: 74 KM

ZEIT: 5:35 H

HÖHENMETER: 1398 M

Ø: 13,14 KM/H

WIND: G1

WETTER: SONNIG/ BEWÖLKT, 8-20 GRAD

Ibaneta Pass

Die Nacht war wie befürchtet unruhig und laut. Zudem lag auch noch der lauteste Schnarcher direkt neben uns. Selbst durch das Oropax drangen hin und wieder Geräusche. Anna ist der Meinung, dass sie in der Nacht höchstens 2 Stunden fest geschlafen hat. Früh um 6 Uhr rüsteten sich die Ersten schon zum Losgehen. Von der allgemeinen Aufbruchsstimmung geweckt und der Angst kein Frühstück mehr zu bekommen, machten wir uns auch fertig. 7.15 Uhr machte die Hausmutti schon langsam Stress und wir wurden so halb vor die Tür gesetzt. 8.30 Uhr sitzen wir auf dem Rad. Schon ein erster neuer Rekord. So zeitig sind wir noch nicht gestartet. Bis zum Pass Ibaneta sind es 27 km. Auf den ersten 10 km machen wir kaum Höhe. Danach schlängelt sich unsere Straße mit 4-6 % nach oben. Nach 3 Stunden haben wir es geschafft und einen neuen höchsten Punkt unserer Reise mit 1057 Meter erreicht. Mehr ist es dann leider auch nicht. Die Aussicht vom Pass ist sehr bescheiden. Nach einer kurzen Pause rollen wir hinunter nach Roncesvalles, ein ehemaliges Kloster was direkt hinter dem Pass liegt. Die restliche Strecke nach Pamplona ist nicht besonders aufregend. 2 kleine Pässe müssen noch überwunden werden. Vom eigentlichen Pilgerweg sehen wir heute leider noch so gut wie nichts. Der Weg kreuzt zwar hin- und wieder unsere Straße aber fahrbar ist er für uns hier nicht. So bleibt uns nur die Hauptstraße N 135. Heute schlafen wir noch mal  auf einem Zeltplatz, wir wollen noch mal ausschlafen. In den Refugios darf man nur eine Nacht bleiben und muss auch meisten sehr früh raus.     

 

 

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