DIE IDEE!
IM NOVEMBER 2009 FASSTEN WIR (ANNA UND CARSTEN) DEN ENTSCHLUSS, UNSERE GEWOHNTE UMGEBUNG,
UNSERE WOHNUNG UND UNSERE JOBS AUFZUGEBEN, UM MIT DEM FAHRRAD FÜR 1-
Hier geht es zu unserem Gästebuch
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TAGEBUCH: NORWEGEN 09.08 - |
09.- -
STRECKE: 63 KM HÖHENMETER: 659 M
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Trondheim Im strömenden Regen bauen wir unser Zelt ab. Wir würden die Sache gerne aussitzen
aber leere Essentaschen sind keine gute Basis dafür. So radeln wir bei bestem Regen
nach Trondheim. Auf der Post wartet ein Paket auf uns. Mit dem Inhalt ca. 1 kg Schokolade
ist der Tag und die nächste Woche gerettet. In Norwegen ein unbezahlbarer Luxus.
Natürlich war nicht die Schokolade der Grund des Paketes, sondern Ersatzteile aber
trotzdem ist sie ein sehr positiver Nebeneffekt. Wir kaufen ein und fahren zum nächsten
Campingplatz. Der Regen will einfach nicht aufhören. So stellen wir auch im Regen
das Zelt wieder auf. Zum ersten Mal auf dieser Tour. Der nächste Tag sieht zwar schon
viel besser aus aber wir bleiben lieber und trocknen alle Sachen. Auf den letzten
Kilometern konnte ich nicht mehr in alle Gänge schalten. Das Problem wieder mal völlig
verkennend, nehme ich mich der Sache erst am Nachmittag an. Ein bisschen rütteln
und ein Tropfen Öl wird die Sache schon wieder in Gang bringen. Hat nicht ganz funktioniert.
Bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass die Schaltzüge angerissen sind und die
kleinen Drähtchen sich in alle Richtungen gebogen haben. Was nun? Wir haben weder
das passende Werkzeug Geschweige denn Ersatzteile. Vielleicht haben wir uns im Vorfeld
doch nicht genügend mit der speziellen Technik der Rohloff auseinandergesetzt. Der
Mythos der unzerstörbaren Rohloff bezieht sich wohl nur auf das Innere, alles was
draußen dran ist, teilt dieses Glück nicht. Die gute Nachricht von Ralf ist, dass
wir keine speziellen Rohloff- |
12.08.2011 -
STRECKE: 50 KM HÖHENMETER: 673 M
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Zufall oder nicht Es geht weiter. Ich freue mich über jeden Gang, in den ich schalten kann. Nur einen Gang zur Verfügung zu haben, ist zwar auch eine ganz interessante Variante, die sich in Städten wachsender Beliebtheit erfreut, aber wir sind dann doch eher die Vielschalter. Wir hatten auch schon einige "1 Gang Gegenden". So bezeichnen wir sie, weil wir uns die ganze Zeit im kleinsten Gang den Berg hinauf arbeiten, dann runter rollen, bis es wieder im 1. Gang bergauf geht. Rauf wird es in den nächsten Tagen wieder reichlich gehen. Wir verlassen das Fjordland. Vor uns liegen die Hochebenen Norwegens. Wo genau wir lang fahren, wissen wir noch nicht. Die Informationsbeschaffung ist in Norwegen etwas schwierig. Die Touristeninformationen können einem meistens nur Infos über den Umkreis von ca. "50 m um ihr Haus" geben. Informationen über geeignete Radstrecken gibt es gar nicht. Wie gut, dass wir auf dem heutigen Campingplatz Frank treffen, der aus der entgegengesetzten Richtung kommt und sogar einen Radreiseführer für Norwegen hat. Zufälle gibt es oder sind es gar keine Zufälle, wer weiß das schon so genau... |
13.08.2011 -
STRECKE: 74 KM HÖHENMETER: 907 M
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Norwegen´s Menschen Norwegen ist nicht nur toll wegen der Landschaft, sonder auch wegen der Menschen. Heute kommen wir 10 Minuten nach Ladenschließung an einen Supermarkt an. Wir stehen kurz enttäuscht davor und schauen durch die Scheibe. Dies ist der letzte Markt auf unserem Weg und morgen ist Sonntag. Es bleibt uns nur die Tankstelle für das Nötigste. Wir sind schon ein paar Meter weg, als ein Mann aus dem Supermarkt kommt und uns hinterher ruft. Wir drehen um und fragen ihn (wahrscheinlich der Marktleiter), ob wir noch etwas einkaufen könnten. Ja, kein Problem. Super, wir gehen zusammen rein. Der Mann zückt einen Zettel, auf dem er aufschreibt, was wir nehmen und rechnet dann den Preis zusammen, da die Kassen schon geschlossen sind. Wir bezahlen, er packt uns die Sachen in eine Tüte und legt noch 2 Eis und 2 Tafeln Schokolade mit rein. Draußen erzählen wir ihm kurz von unserer Tour. Als wir die Sachen einpacken, läuft er noch mal rein und bringt uns noch 4 Bananen mit den Worten "Gutes Essen fürs Radfahren". Wir bedanken uns so gut wir können. Er bietet uns auch an, zu duschen. Er habe im Markt eine Mitarbeiterdusche. Da wir heute noch weiter fahren wollen, lehnen wir dankend ab. So schließt er seinen Markt zu, schwingt sich auf sein Fahrrad, winkt uns zu und weg ist er. Wir stehen noch da unser Eis schleckend und sind wieder mal begeistert von dem unerwartet positiven Erlebnis. |
14.08.2011 -
STRECKE: 70 KM HÖHENMETER: 709 M
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Roros Es geht hinauf ins Fjell. Übernachtet haben wir auf einem kleinen Campingplatz am See auf 620 m. Bis zum höchsten Punkt der Straße fehlen nur noch 300 Höhenmeter. Ein sehr starker Gegenwind, der einen schon auf ebener Strecke auf der Stelle treten lässt, macht diese 300 Hm zu einer Kraftprobe. Die Freude über die Baumgrenze zu kommen, wird so fast weggeblasen. Aber nur fast, das Fjell, die baumlosen Hochebenen, sind grandios. In Schweden hatten wir schon einmal das Vergnügen. Der Wechsel von Sonne und Schatten taucht die Landschaft in grün, braun und orange. Die vielen kleinen Seen glitzern mal in der Sonne, dann sind es wieder dunkle Flecken. Bei diesen Bildern ist der Wind erst einmal Nebensache. Nach 30 km ändert unser Weg die Richtung. 90 Grad reichen aus, damit wir den Wind nun von hinten haben. So erreichen wir die alte Bergstadt Roros noch bei Zeiten. Roros ist Unesco Welterbe, wegen ihrer gut erhaltenen alten Bausubstanz. Die Stadt besteht fast vollständig aus alten kleinen Holzhäusern. Mehrere Museen erzählen die Geschichte des Kupferbergbaus in dieser Region. |
17.08.2011 -
STRECKE: 84 KM HÖHENMETER: 723 M
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Stille Der Morgen ist total verregnet. Wir wollen bis 12.00 Uhr warten, wenn es dann nicht
aufgehört hat, bleiben wir noch eine Nacht hier. Kurz vor 12 hört es auf. Mist, innerlich
hatte ich mich schon auf einen weiteren Tag vor einem 2m Flachbildschirm und digitalem
Fernsehen mit vielen guten Filmen eingestellt. Unser Campingplatz bot diesen Luxus
in einem sehr wohnlichen Raum. So lassen sich Regentage sehr gut aushalten. Nun packen
wir aber doch zusammen. Der Tag vergeht ganz entspannt. Wir rollen an einem Fluss
ganz leicht bergab. Der viele Regen der letzten Tage hat den Fluss stark anschwellen
lassen. Hier und da sind Wiesen überschwemmt. Den Tag hatten wir schon als leicht
und flach abgehakt, bis wir von der 3 auf ein kleines Sträßchen abbiegen. Ein ausgewiesener
Campingplatz in 13 km verführt uns dazu. Es geht sofort bergauf. Anna meint nach
kurzer Zeit, der Campingplatz wäre an einem Fjellhotel und schlussfolgert daraus,
dass wir ins Fjell müssen, was deutlich höher liegt. Ich denke noch so: "Ja ja die
verkaufen das Nordkap auch als nördlichsten Punkt, so schlimm wird es schon nicht
werden". Die Straße hört aber nicht auf anzusteigen. 300 m höher sind wir schlauer.
Das Fjellhotel liegt zwar sehr hoch aber nicht im Fjell, unsere Straße wird zu einem
Schotter- |
18.08.2011 -
STRECKE: 81 KM HÖHENMETER: 688 M
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Rondanegebirge Nach den ersten Kilometern stoßen wir auf Schilder, die sagen, dass unsere Straße
in 5 km gesperrt wäre. Mangels Alternativen und weil wir solche Warnungen meistens
ignorieren, fahren wir weiter. Bisher haben wir noch immer einen Weg hindurch oder
drum herum gefunden, auch wenn wir dafür das Rad schon mal schieben oder kurz tragen
mussten. In Frankreich wurden wir sogar einmal durch eine Großbaustelle gelassen.
Heute wird es eng. Die Schotterstraße, die an einem Berghang entlang geht, ist an
3 Stellen abgerutscht durch den starken Regen der letzten Tage. Nur noch ca. 1 m
ist am Rand geblieben. Genug für uns, um unsere Räder dran vorbei zu schieben. Auf
der 28 angekommen, sehen wir schon von Weitem das Rondanegebirge. In Folldal trinken
wir ein Käffchen an einer Statoil. Einen Kaffeeautomaten gibt es nicht. Der Kaffee
steht in einer Thermoskanne zur Selbstbedienung bereit. Die Norweger sind bei vielen
Dingen sehr unkompliziert. Auf der 27 geht es am Rondane- PS: für Harald: 3. Elchsichtung (ein richtig Großer) |
19.08.2011 -
STRECKE: 71 KM HÖHENMETER: 611 M
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Rund oder steil Gestern sage ich noch so dahin: "Die Berge in Norwegen lassen sich gut radeln". Die
Steigungen sind moderat und es geht nicht mehr als 200- PS: So eine niedliche Katze ist auf unser Zelt gesprungen und hat den Stoff mit seinen Krallen zerlöchert. |
21.08.2011 -
STRECKE: 88 KM HÖHENMETER: 2018 M (DIE ZAHL IST RICHTIG!)
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Peer- Oft ist es gut, nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Das einzige was wir wissen
ist, der Weg hat einen Namen "Peer- |
22.08.2011 -
STRECKE: 76 KM HÖHENMETER: 1311 M
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Jotunheimvegen Das Wetter ist zu schön, um zu bleiben. Ansonsten hätte wir uns gern erholt vom vergangenen Tag aber wir haben blauen Himmel und Sonnenschein. Wir treten aus unserer Hütte und "Wau, wie schön es hier doch ist". Wir können uns die andere Seite noch mal anschauen, von der wir gestern gekommen sind. Sieht nicht schlecht aus. Der Jotunheim Weg führt uns heute, wie der Name schon sagt, nach Jotunheimen. Es geht erst mal bergab und dann wieder bergauf auf die Hochebene, wobei eben es nicht ganz trifft. Die Höhe pendelt zwischen 1000 und 1200 m. Oben stellt sich wiedermal ein Gefühl von Weite und Einsamkeit ein. In alle Richtungen sehen wir nur Berge, Seen und das Fjell. Jede Stunde mal ein Auto, ein paar Kühe und Schafe am Rand und ein vermutlich wildes Rentier sehen wir. Damit es nicht zu einfach wird, bläst heute ein richtig kräftiger Gegenwind. Mit einem Schnitt von ca. 12 km/h arbeiten wir uns vorwärts. Die kleinen Fjellbirken und Sträucher färben sich langsam herbstlich. Auf der Straße 51 biegen wir nach Norden. Die Straße steigt nochmals an auf knapp 1400 m.ü.M. Die Abendsonne schaut durch die inzwischen wieder vielen Wolken und färbt die Umgebung in ein herrliches braun/orange. Die letzten 10 km nach Maurvangen geht es hinab. Hier gibt es einen sehr idyllischen Campingplatz inmitten der Berge an einem bzw. zwei Flüssen gelegen, bei dem wir schon einmal vor 4 Jahren mit dem Auto waren. Die Nacht wird, wie vor 4 Jahren, eisig kalt. |
23.08.2011 -
STRECKE: 80 KM HÖHENMETER: 654 M
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Hauptsache bergauf Am Morgen ist die Zeltwand etwas angefroren. Doch die Sonne erwärmt die Luft recht schnell und wir frühstücken im Sonnenschein. Heute starten wir ganz entspannt und lassen uns noch mehr Zeit beim Einpacken als sonst, denn wir gehen davon aus, dass es hauptsächlich bergab rollt, denn wir sind auf knapp 1000 Hm und unser Ziel liegt auf 360 Hm. Die Straße 51 ist wiedererwartend ruhig. Vermutlich ebbt so langsam der Urlaubsverkehr ab. Wir radeln an einem spiegelglatten See entlang. Es ist absolut windstill. Die bergige Fjelllandschaft spiegelt sich darin und strahlt eine wohltuende Ruhe aus. Von Weitem hören wir das leise Gebimmel der Schafe, sonst ist es auch hier oben wieder ganz still. Die Fjellbirken färben sich langsam rotbraun und die Luft riecht nach Herbst. Wir genießen die wärmende Sonne. Es geht nur allmählich bergab. Dann geht es wieder bergauf. Hmm, eigentlich sollten wir doch so langsam mal an Höhe verlieren. Wir kommen an einem kleinen Skigebiet vorbei. Dann endlich folgt die rauschende Abfahrt. Pustekuchen. Sie ist nur sehr kurz und führt uns durch ein anderes Tal, auf deren gegenüberliegenden Seite wir wieder hinauf müssen. Rechne in Norwegen immer mit Gegenanstiegen, so wirst du nicht enttäuscht! Wir haben fast die Starthöhe erreicht, bevor es auf den letzten 5 km wirklich zur endgültigen Abfahrt kommt. Wir stoßen unten angekommen auf die E 15, die ebenfalls an einem langgestreckten See entlang führt. Wir folgen ihr bis Lom und freuen uns auf einen Ruhetag, den wir, nach den 3 doch recht anspruchsvollen Radtagen, gut gebrauchen können. |
25.08.2011 -
STRECKE: 82 KM HÖHENMETER: 1399 M
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Sognefjell- Der höchste Pass Norwegens liegt vor uns mit 1440 m. Wir haben Glück von Norden her ist die Auffahrt deutlich angenehmer als von Süden. Auf den ersten 30 km steigt die Straße ganz allmählich auf 1000 m an. Dann geht es noch mal leicht hinunter und eben an einem See entlang, bevor auf den letzen 10 km der Schlussanstieg folgt, der es mit 8% doch in sich hat. Oben angekommen, geht es 10 km mit leichtem Auf und Ab durch das Fjell. Das Wetter ist, wie in den letzten Wochen so oft, sehr durchwachsen. Dicke Wolken hängen über uns, so dicht, dass oben die Luft feucht wird. Knapp unter den Wolken schauen einige Gletscherzungen heraus. Einmal reißt der Himmel kurz auf und die Sonne scheint hindurch. Ein fantastischer Moment, alles glänzt in der Sonne durch die Feuchtigkeit. Auf der Abfahrt verschwinden wir in den Wolken. Es geht eine steile Serpentinenstraße hinab. Die 180 Grad Kehren tauchen erst im letzten Moment auf. Das ist zwar auch irgendwie berauschend aber aus einer rauschenden Abfahrt wird so nichts. Auf 10 km geht es fast 1000 m hinunter. Hier hätten wir nicht rauf fahren wollen. Auf dem Campingplatz wird es wieder mal laut. Die letzten Male lagen wir entweder an einer größeren Straße oder einem rauschenden Fluss. Heute ist es ein großer Wasserfall, der sich den Berg hinter dem Campingplatz hinunterstürzt. |
26.08.2011 -
STRECKE: 80 KM HÖHENMETER: 650 M
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Sognefjord Unsere Beine schreien nach Erholung. In den letzten 4 Radtagen sind wir über 5000 Höhenmeter geradelt, da reicht ein Tag Erholung zwischendurch nicht aus. Da es heute nur am Fjord entlang gehen soll, fahren wir trotzdem weiter. Der Sognefjord ist der längste (mit 204 km) und tiefste (1308 m) Fjord Europas. Von Skjolden geht es nach Sognedal. Bis auf einen kleinen Anstieg zwischendurch (325 Hm) lässt es sich am Fjord gut radeln. Unser nächstes Ziel ist Flam am Aurlandsfjord (Seitenarm des Sognefjord). In Flam beginnt oder besser endet einer der beliebtesten Radwege Norwegens, der Rallarvegen. Flam ist allerdings nur über Umwege oder im wahrsten Sinne des Wortes sehr schwer mit dem Rad zu erreichen. Die E16 dürfen wir nicht benutzen aufgrund größerer Tunnel, die zu beiden Seiten des Ortes liegen. Somit bleiben nur noch 2 Möglichkeiten. Mit der Fähre von Leikanger oder über die alte Straße von Laerdal nach Aurland. Diese 45 km lange Straße hat es aber in sich. Führt sie doch von 0 auf 1300 m und wieder hinunter. Wir entscheiden uns für die Fähre. Die Idee uns den Naeroyfjorden mit der Fähre anzuschauen, müssen wir auch verwerfen, da es keine vernünftige Möglichkeit gibt, von Gudvangen nach Flam mit dem Rad zu kommen, aufgrund der Tunnel. So düsen wir mit einer Expressfähre am nächsten Tag nach Aurland. |
29.08.2011 -
STRECKE: 54 KM HÖHENMETER: 1498 M
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Aurlandsvegen Das kleine Sträßchen geht uns nicht aus dem Kopf. Nach 2 Tagen Erholung wollen wir den Aurlandsvegen von Laerdal nach Aurland ohne Gepäck befahren. Ein Bus bringt uns durch den 25,5 km langen Tunnel nach Laerdal. Abgesehen davon, dass der Tunnel einer der längsten sein soll, gibt es in dem Tunnel drei Stellen, größere Nothaltebuchten, die mit blauem Licht ausgeleuchtet sind und wahrscheinlich mit Frischluft versorgt werden. Sieht sehr einladend aus. In Laerdal schauen wir uns kurz die Kirche des Ortes an, eine sehr schöne kleine Holzkirche, dann geht auf den Aurlandsvegen. Auf den ersten 15 km steigt der Weg mit konstant 8% an. So geht es vom Fjord durch ein sehr schönes Mittelgebirgstal hinauf ins Fjell. Ab 900 m.ü.M. verändert sich das Bild aller 100 Höhenmeter. Bei 1300 m.ü.M. erreicht die Straße ihren höchsten Punkt. Von Weitem können wir auf die Hardangervidda schauen und unseren morgigen Weg. Die Abfahrt ist nicht weniger spektakulär. Die ersten 600 Hm geht es durch ein Hochtal hinab. Dann eröffnet sich uns der Blick von oben auf den Aurlandsfjorden. Immer den Fjord im Blick geht es hinunter nach Aurland. Nach 45 km und knapp 1500 Höhenmetern sind wir wieder unten. Es ist wirklich erstaunlich, ohne Gepäck konnten wir diese Strecke fast locker befahren. Morgen werden wir etwas Ähnliches machen aber mit Gepäck. |
30.08.2011 -
STRECKE: 37 KM HÖHENMETER: 1074 M
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Rallarvegen - Von Aurland geht es erst mal nach Flam. Der Ort erweist sich als Touristenumschlagpunkt schlecht hin. Die großen Kreuzfahrtschiffe legen hier an. Auf einem großen Parkplatz stehen jede Menge Reisebusse und auf dem Hauptplatz geht es zu, wie in einem Taubenschlag. Auch die Flambana fährt von hier nach Myrdal. Mit Superlativen geizen die Norweger hier nicht. Den schmalsten Fjord, die steilste Eisenbahn und den längsten Tunnel gibt es hier. Kein Wunder, dass hier so viel los ist. Hier endet auch der Rallarvegen. Ich sage bewusst endet, weil kaum ein Radfahrer auf die Idee kommt, den Weg von Flam aus zu befahren. Die meisten nehmen von hier aus den Zug nach Myrdal und überbrücken damit die ersten 800 Hm. Wir nicht. Die ersten 17 km geht der Weg gut machbar durch das schöne Flamsdalen. Ein enges Tal mit vielen Wasserfällen und steil aufragenden Bergen. Die letzten 3 km haben es dann aber in sich. Wir wussten es zwar schon vorher, konnten es uns aber nicht richtig vorstellen. Auf ca. 3 km geht es 300 Höhenmeter nach oben mit 21 Haarnadelkurven auf einem steilen teilweise sehr grobsteinigen Weg. Rein rechnerisch aller 150 m eine Kurve und so ist es auch. Am Anfang ist die Strecke zwischen den Kurven noch deutlich kürzer. Das Ganze sieht mehr wie eine Treppe als eine Straße aus. Zu Zweit schieben wir jedes Rad Kurve für Kurve nach oben. Die gesamte Schiebeaktion dauert 3h. Da mag man sich die Frage stellen, warum machen die sowas. Ich würde sagen, einfach weil wir die Zeit dafür haben und in der Lage sind so eine Strecke zu bewältigen, wenn auch schiebend und teilweise fluchend ;) ... Spruch des Tages: „Zum Glück haben wir heute nichts besseres vor.“ |
31.08.2011 -
STRECKE: 60 KM HÖHENMETER: 854 M
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Rallarvegen - Nur 38 km haben wir unter Aufbietung all unserer Kräfte am Vortag geschafft. Von Myrdal geht der Weg weiter ansteigend mit teilweise weiteren Schiebepassagen und sehr anstrengenden Stücken durch die nördliche Hardangervidda. Geschlafen haben wir an einem See im Fjell. Bis auf die gelegentlich vorbeifahrenden Züge (der Rallarvegen geht parallel zu einer Eisenbahnstrecke) war es ein sehr idyllisches Plätzchen. Zahlreiche Radfahrer kommen uns heute entgegen mit mehr oder weniger Kontrolle über ihr Rad. Einer legt sich direkt vor mir auf die Nase. Fast alle sind auf Leihrädern unterwegs und sehen nicht so aus, als wenn sie so etwas schon häufiger gemacht haben. Der Weg ist auch hinunter zu sehr anspruchsvoll und erfordert ein hohes Maß an Kontrolle über das eigene Rad. Ist so eine Bahnladung Radfahrer vorbei, haben wir den Weg für uns. Bei 1343 m.ü.M. erreichen wir den höchsten Punkt. Der Weg bis hier her geht auf jeden Fall, als einer der schwersten in unsere Tourenhistorie ein. Oben werden wir aber damit belohnt, dass die Sonne heraus kommt und wir durch diese atemberaubende Landschaft rollen dürfen. Ich muss hier wieder mal an unsere Bilder verweisen, mit Worten kann ich es nicht beschreiben. In Haugastöl endet für uns der Rallarvegen. Wir biegen auf die Straße 7 Richtung Eidfjord. Nach 5 km suchen wir uns wieder ein Plätzchen im Fjell. Diesmal ist es aber richtig still. Spruch des Tages: „Wir müssen das Schieben unter schwierigsten Bedingungen mehr trainieren, dass eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten.“ ;) |
01.09.2011 -
STRECKE: 91 KM HÖHENMETER: 508 M
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Fjell und Fjord Die 7 führt weitere 30 km durchs Fjell. Hier trifft das Wort Hochebene noch am ehesten
zu. Die Straße verläuft zwischen 1150 und 1250 m.ü.M.. In alle Richtungen kann man
den Blick weit über die Landschaft schweifen lassen. Der flechten- Spruch des Tages: „Man muss wohl dabei gewesen sein.“ |
02.09.2011 -
STRECKE: 45 KM HÖHENMETER: 385 M
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Obst am Fjord Das Wetter bestimmt aktuell unseren Rhytmus. Der heutige Tag ist noch mal ganz schön. In den nächsten Tagen soll es wieder viel Regen geben. So radeln wir noch ein Stück am Fjord entlang nach Odda, bevor der nächste große Anstieg kommt. Der Fjord ist gesäumt von Obstplantagen (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen), die sich an den steilen Hängen festkrallen. Regelmäßig befinden sich Obstverkaufsstellen am Straßenrand. Wobei niemand dort sitzt. Das Obst steht in Schälchen bereit, die man sich wegnehmen kann, daneben liegt eine Preisliste und eine kleine Box, wo man das Geld reinwerfen soll. Odda ist ein weniger schönes Industriestädtchen. Wir kaufen ein für die nächsten 2 Tage, weil wir den angekündigten Regen aussitzen wollen und fahren zum Campingplatz, der etwas höher an einem See liegt. Kaum haben wir unser Zelt aufgeschlagen, fängt es bereits an zu tröpfeln. |
04.09.2011 -
STRECKE: 44 KM HÖHENMETER: 973 M
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Ohne Regen wäre es richtig schön Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist niederschmetternd. Regen, Regen und noch mehr Regen. Das können wir nicht aussitzen und so packen wir schon heute zusammen, da es gerade mal nicht regnet. Kaum sind wir die ersten Kilometer gefahren, setzt der Regen wieder ein und hört auch nicht wieder auf. Trotz des widerlichen Wetters kommen wir ganz gut hinauf, immerhin knapp 1000 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt. Wir benutzen die alte Straße, um einen 5 km langen Tunnel zu umgehen. Die führt etwas weiter nach oben, macht aber nichts, dafür haben wir Ruhe auf dem kleinen Sträßchen, das kaum einer noch benutzt. Bei der Auffahrt sehen wir wenigstens noch ein bisschen was, bei der Abfahrt verschwinden wir wieder mal im Nebel. Ohne Unterbrechung geht es vom höchsten Punkt (1069 m.ü.M) nach Röldal (380 m.ü.M) hinunter. Kalt und nass wie wir sind nehmen wir den ersten Campingplatz. Weiter fahren wollen wir nicht, von hier führt die Straße direkt wieder auf über 1000 m.ü.M.. |
05.09.2011 -
STRECKE: 52 KM HÖHENMETER: 954 M
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Tunnel Die Autofahrer können einem hier fast leid tun. Norwegen ist ein Meister im Tunnel bauen. Auf vielen Strecken fährt der Verkehr mehr durch Tunnel als alles andere. Gut, dass es die alten Straßen noch gibt, die wir mit dem Rad benutzen können und teilweise müssen. Heute dürfen wir auch wieder mehrere Tunnel umfahren. Unsere Stecke führt uns durch die südliche Hardangervidda. Hier sind die Berge etwas schroffer und steiler. Das Wetter belohnt uns mit einer Regenpause und schenkt uns sogar ein paar Sonnenstrahlen. Erst als wir kurz vor Haukeligrend einen Campingplatz erreichen, fängt es wieder an. Wir würden gern auf dem Platz bleiben, wir müssten aber noch etwas einkaufen. Wir fragen am Zeltplatz. Erst in 5 km gibt es die nächste Möglichkeit. Wir überlegen noch, als die Frau uns anbietet, dass sie ihren Mann anrufen könnte und er uns die benötigten Sachen mitbringt. Eine Stunde später bringt er uns die Sachen persönlich zum Zelt. Als er uns mit unserem Zelt im Regen sieht, bietet er uns auch gleich noch eine kleine Hütte an zum selben Preis. So ist Norwegen... |
06.09.2011 -
STRECKE: 82 KM HÖHENMETER: 771 M
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Gemütszustände Die Tage gleichen sich. Vormittags warten wir, dass es aufhört mit regnen, um mehr oder weniger schnell zusammen zu packen und zu starten. Dann hoffen wir, dass es möglichst nicht so schnell wieder anfängt. Gestern erfüllte sich die Hoffnung, heute nicht. 20 km schaffen wir, bevor es wieder den ganzen Tag in Strömen runter prasselt. Die Hände und Füße sind kalt und nass, der Rest des Körpers wechselt zwischen feucht warm und feucht kalt. Wir sind damit beschäftig, unsere Sachen trocken zu halten oder wieder trocken zu bekommen, was ein ziemlich aussichtloses Unterfangen ist. Der Gemütszustand variiert an solchen Tagen von "Ist ja nicht so schlimm." über "Mist, warum jetzt?", "Warum schon wieder?", "Muss das denn sein?", "So ein Sch...". Klitschnass anzukommen, bei Regen das nasse Zelt wieder aufzubauen, ist schon an der unteren Grenze der angenehmen Dinge auf so einer Reise. Bleibt festzuhalten, dass wir heute den letzten größeren Anstieg (300 Hm auf 4 km) hinter uns gebracht haben und es jetzt bis Kristiansand mehr oder weniger bergab gehen sollte. |
07.09.2011 -
STRECKE: 81 KM HÖHENMETER: 391 M
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Setesdal Vormittags sind wir noch damit beschäftigt unsere Sachen halbwegs wieder trocken zu bekommen. Gegen Mittag fahren wir weiter. Der Tag wird richtig gut. Das Setesdal durch welches wir seit Haukeligrend fahren, ist abwechslungsreich. Von Haukeli geht es ein letztes Mal ins Fjell auf über 900 m.ü.M. Einige Kilometer radeln wir durch die uns so liebgewordene Fjelllandschaft, dann verlieren wir ganz allmählich an Höhe. Das Tal ist mal eng und mal weit. Links und rechts stehen hohen Berge, wie sollte es anders sein, von denen sich ein Wasserfall nach dem anderen hinab stürzt. Teilweise bedeckt dichter Mischwald die Hänge. An anderen Stellen ist es der reine Fels mit glatten massiven Steinwänden über die das Wasser ohne eine Kante dazwischen hinabfließen kann. Vereinzelte Bauernhöfe und kleine Orte finden sich an der Straße, die erstaunlich ruhig ist. Eine Naturgewalt könnte der Grund sein. Eine Steinlawine ist an einer Stelle der Straße abgegangen und versperrt jetzt den Weg. Es gibt zwar eine Alternativroute, die ist aber weniger gut zu fahren mit dem Auto. Wir drängeln uns wieder mal ganz frech durch die Räumungsarbeiten. Nach Extraumwegen ist uns gerade nicht. Es stoppt uns ein Mann aber nur, um den Bagger anzuhalten, damit wir gefahrlos vorbeifahren können. Ein letztes Mal suchen wir uns ein Plätzchen am See zwischen großen Kiefern und vielen Pilzen. Nach dem Essen sitzen wir noch eine ganze Weile und schauen ohne etwas zu sagen auf den See hinaus. Die Zeit in Norwegen geht zu Ende. |
08.09.2011 -
STRECKE: 85 KM HÖHENMETER: 581 M
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Irmhild und Svein Der Morgen ist kalt. Wir haben seit langem mal wieder blauen Himmel. Aber die Sonne versteckt sich noch hinter dem Berg. So liegt unser kleines Lager bis zur Abfahrt im Schatten. Wir packen heute mit dem Bewusstsein zusammen, dass es der letzte Radtag in Norwegens schöner Landschaft sein wird, denn Kristiansand ist nur eine Tagesetappe entfernt. Wir kommen zügig voran. Die Berge links und rechts werden immer kleiner. Aufgrund des vielen Regens, der meiste seit Wetteraufzeichnung, stehen große Teile von Wiesen und Weiden unter Wasser. Wir kommen an gewaltig schäumenden Bächen und zahlreichen Wasserfällen vorbei. Auch der Straßengraben ist gänzlich mit Wasser gefüllt. Aber die Sonne ist heute unsere ständige Begleiterin. Es ist ein entspanntes, angenehmes Radfahren (bis auf die letzten Kilometer) und stimmt uns schon auf Dänemark ein, zumindest was das Profil betrifft. In Kristiansand erwarten uns Irmhild und Svein, die wir in Portugal kennengelernt und uns eingeladen haben, die letzten Tage in Norwegen bei ihnen zu verbringen. Die Zwei sind unsere Rettung. Wir und unsere gesamte Ausrüstung brauchen dringend eine Erholung. |
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